Rotwild (Cervus elaphus)

Erscheinungsbild

  • Männliche Tiere (Hirsche) erreichen in Europa bis zu 200 kg Lebendgewicht, weibliche Tiere (Hirschkühe) deutlich weniger, Schulterhöhe beim Hirsch bis zu 150 cm, beim weiblichen Tier bis 120 cm.
  • Sommerfell: rotbraun, Winterfell: dunkelgrau bis braungrau.
    Rotwild hat einen sichtbaren Schwanz (Wedel).
  • Zu Beginn der Paarungszeit (Brunftzeit) im September, tragen die älteren Hirsche am Hals eine mächtige Brunftmähne, die sich beim Haarwechsel im Frühjahr wieder verliert.
  • Männliche Tiere tragen ein Geweih, weibliche Tiere und Kälber nicht, sie werden daher als Kahlwild bezeichnet.
  • Der Hirsch wirft sein Geweih jährlich im Februar/März ab. Sofort danach beginnt das Wachstum des neuen Geweihs. Ältere Hirsche fegen ihr Geweih ab Juni/Juli, d.h. sie reiben die fellähnliche Haut, den sogenannten Bast, der das Geweih zur Nährstoffversorgung während des Wachstums umhüllt, an Stämmen und Zweigen ab.
  • Füße (Schalen) wie das Rehwild, doch wesentlich größer.

Lebensraum

  • Ursprünglich: lichte Wälder und offene Landschaften.
  • Heute in der Bundesrepublik hauptsächlich in den Wäldern der Mittel- und Hochgebirge und der Norddeutschen Tiefebene.
  • In Mitteleuropa kommt das Rotwild vorwiegend in großen zusammenhängenden Wäldern vor.

Verbreitung und Stellung im zoologischen System

  • Rotwild kommt in Deutschland nur noch in 142 behördlich festgelegten Gebieten vor.
  • Das natürliche Verbreitungsgebiet umfaßt Europa und weite Teile Asiens, Nordafrikas sowie den gesamten amerikanischen Kontinent. Die größten Vorkommen in Europa finden sich im nördlichen Großbritannien, vor allem Schottland.
  • Das Rotwild gehört zur Klasse der Säugetiere (Mammalia), zur Ordnung der Paarhufer (Artiodactyla), zur Unter-Ordnung der Wiederkäuer (Artiodactyla ruminantia), zur Familie der Hirsche (Cervidae) und hier zur Unter-Familie der echten Hirsche (Cervinae).
  • Nach dem Elch ist der Rothirsch die größte Hirschart Europas.

Nahrung

  • Rotwild ist anspruchslos und wenig wählerisch. Es begnügt sich zeitweise mit trockenem Gras und nährstoffarmen, zellulosereichen Pflanzenteilen. Frisst aber auch gerne: Knospen, Triebe und nährstoffreiche Waldfrüchte.
  • Weil Rotwild auch harte und zähe Pflanzenteile verdauen kann, zählt man es zu den Rauhfutterfressern.
  • Auf landwirtschaftlich genutzten Flächen frisst es auch Feldfrüchte.
    Es ist Wiederkäuer.

Sinnesleistung und Lautäußerung

  • Geruchs- und Gehörsinn sind gut entwickelt.
  • In der Paarungszeit (Brunft) röhrt der Hirsch.
  • Hirsche und Alttiere (weibliche Tiere vom 3. Lebensjahr) geben bei
  • Beunruhigung einen bellenden Laut von sich.
  • Leiser Lockruf (Verständigungslaut) bei Kälbern und Alttieren.

Fortpflanzung und Lebensweise

  • Als reiner Pflanzenfresser wird der Aktivitätsrhythmus von der Dauer der Nahrungsaufnahme und des Wiederkäuens bestimmt.
  • Alle anderen Aktivitäten sind in diesen Tagesablauf, der aus äsen (fressen) und wiederkäuen besteht, fest eingebunden.
  • Rotwild reagiert recht empfindlich auf menschliche Störungen (Kulturflüchter)
  • Die Paarungszeit findet in Mitteleuropa im September/Oktober statt.
  • Die Tragzeit beträgt etwa 8 ½ Monate. Kälber werden Ende Mai/Anfang Juni geboren.
  • Hirschkühe bringen normalerweise nur ein Junges zur Welt, das ein hellgeflecktes Tarnkleid trägt. Bei Gefahr drückt es sich reglos an den Boden, um nicht entdeckt zu werden.
  • Rotwild ist sehr gesellig, lebt aber nach Geschlechtern getrennt. Die Hirsche bis zur Brunft im Hirschrudel, alte Hirsche auch alleine, weibliche Tiere und Kälber im Kahlwildrudel.
  • Bei Beginn der Brunft, treibt der Hirsch einige weibliche Tiere zu einem Brunftrudel zusammen und verteidigt sie gegen Konkurrenten.
    Rotwild kann bis zu 18 Jahren alt werden.

Gefahren

  • Natürliche Feinde: Wolf, Luchs, Bär. In den dichtbesiedelten Räumen Mitteleuropas hat das Rotwild keine natürlichen Feinde mehr.
  • Heute sind die Zerschneidung und Zerstörung der Lebensräume durch Verkehrswege und menschliche Siedlungen die größte Gefahr für das Rotwild. Natürliche Wanderungen und die notwendige Vermischung des Erbgutes zwischen den Beständen sind dadurch unmöglich.
  • Die Bebauung der Talauen führte zum Verlust nahrungsreicher Überwinterungsgebiete. Da das Rotwild in höheren Lagen im Winter wenig Nahrung findet, frisst es verstärkt Baumrinde und Triebe. Um eine zu starke Schädigung des Waldes zu vermeiden und die Überlebenschance der Tiere zu erhöhen, braucht das Rotwild insbesondere bei hohen Schneelagen zusätzliches Futter.
  • Ungünstige, nasskalte Witterung, Krankheiten, und Verkehrsunfälle fordern vor allem unter den Kälbern ihren Tribut.